Es gibt viel Trauriges in der Welt und viel Schönes –
manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben,
als man ertragen kann, dann stärkt sich indessen das Schöne
und berührt wieder unsere Seele.
(Hugo von Hoffmannsthal)
Trauernde Menschen sind schutzbedürftig, leicht verletzbar und durchleben ein Wechselbad der Gefühle, das nicht mit dem Tag der Beisetzung endet; im Gegenteil: die meisten Trauernden realisieren den Verlust oft viel oder gar sehr viel später. Die Aufarbeitung der Trauer ist ein langer Prozess, die an keinen bestimmten Zeitraum gebunden ist und die der Zurückgebliebene selbst bewältigen muss. Quälende Fragen wie es familiär oder/und wirtschaftlich weitergeht, der oft zermürbende Kampf mit Behörden und andere Formalitäten sowie viele andere alltägliche Stolpersteine verschlimmern die ohnehin krankmachende Situation. Trauernde sind hilfsbedürftige Menschen, es hilft, wenn ihnen mitfühlende, tröstende und unterstützende Menschen begegnen.
Es gibt keine allgemein gültigen Verhaltensregeln für die Begegnung und den Umgang mit Trauernden, aber Hilfestellungen:
- Nehmen Sie Kontakt mit dem Hinterbliebenen auf, per Telefon oder persönlich. Gehen Sie ihm nicht aus den Weg, auch wenn Sie Angst haben das Falsche zu sagen. Viel schlimmer ist es für einen Trauernden ignoriert zu werden.
- Seien Sie nicht gekränkt, wenn Sie bei einer Kontaktaufnahme auf Ablehnung stoßen, beim nächsten Mal wird Ihre Gesprächsbereitschaft vielleicht dankend angenommen.
- Wenn Sie nicht zum engen Bekanntenkreis der Familie gehören oder wenn es Ihnen nicht möglich ist, Ihr Mitgefühl im Gespräch auszudrücken, schreiben Sie eine Karte oder einen Brief mit persönlichen Worten. Wenn es Ihnen schwer fällt, sich schriftlich auszudrücken, können Sie statt dessen auch ein Zitat verwenden, das zum Verstorbenen oder zur Situation passt.
- Wenn Ihnen die Worte fehlen, können auch nonverbale Gesten Mitgefühl und Anteilnahme ausdrücken.
- Hören Sie zu und seien Sie geduldig, auch wenn sie die Geschichte schon mehrfach gehört haben, denn für den Trauernden ist es wichtig, sich alles von der Seele zu reden.
- Zeigen Sie Ihr Mitempfinden und verharmlosen Sie nicht den Tod, auch wenn er nach schwerem Leiden oder im hohen Alter eintrat. Vermeiden Sie unbedingt allgemein übliche Redewendungen, die meist nur verharmlosen, aber nicht trösten. Für den Betroffenen ist die Situation nicht gut und es wird auch nicht immer wieder alles gut.
- Bewerten Sie die Trauer nicht, halten Sie selbst erlebte, negative Ereignisse zurück und vergleichen Sie die von Ihnen erlittenen Verluste nicht mit dem Verlust Ihres Gegenübers, denn kein Verlust gleicht dem anderen.
- Auch wenn es schwer fällt, halten Sie die Trauer des Betreffenden aus und akzeptieren Sie die Art der Trauer ebenso wie die (lange) Zeit, die dazu benötigt wird.
- Nehmen Sie sich Zeit für ein Gespräch und wenn Sie helfen möchten, helfen Sie. Bieten Sie Ihre Hilfe konkret an (z.B. „Soll ich dir bei meinem Einkauf auch was mitbringen?“; „Wäre es hilfreich, wenn ich dich zu dem Termin begleite?“, „Ich helfe dir am Wochenende beim Putzen, Bügeln, Gärtnern …“). Warten Sie nicht bis Sie um Hilfe gebeten werden, Trauernde fragen nicht gerne.
- Halten Sie vor allem nach der Beisetzung noch Kontakt zum Hinterbliebenen, denn für das Umfeld geht der Alltag weiter, für den Trauernden nicht. Zeigen Sie zwischendurch immer wieder, dass Sie da sind, wenn Sie gebraucht werden. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, laden Sie den Trauernden zu einem Abendspaziergang oder zu einem Gespräch ein oder nehmen sich die Zeit für ein gemeinsames Hobby.
- Gerade als engeres Familienmitglied sollten Sie auch nach vielen Monaten immer wieder signalisieren, dass Sie den Verstorbenen nicht vergessen haben und sich auch mal nach dem Befinden des Trauernden erkundigen. Ab und an ein kurzer Anruf und (ganz) kleine Gesten wirken Wunder, dafür müssen Sie nicht Ihren Alltag auf den Kopf stellen.
- Achten Sie auf extreme oder ungewöhnliche Reaktionen des Trauernden. Sie können heilender Ausdruck der Trauer sein, genauso gut aber auch ein Zeichen dafür, dass therapeutische Hilfe benötigt wird.
- Zeigen Sie auch später mit kleinen Gesten zum Todestag oder zu Jahrestagen, dass auch Sie den Verstorbenen nicht vergessen haben.